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Veranstaltungsmarkt in Deutschland erholt sich schrittweise

Veranstaltungsmarkt in Deutschland erholt sich schrittweise

Von Mandy Hännes´chen 12. Mai 2023

Die Entwicklung des deutschen Veranstaltungsmarktes 2022 unterstreicht dessen transformative Kraft angesichts multipler Herausforderungen ebenso wie die konstante Relevanz von Business Events im Kommunikationsmix von Organisationen. Insgesamt erreichte das reale Volumen der Veranstaltungen vor Ort (Präsenz, hybrid) im vergangenen Kalenderjahr wieder 48,5 Prozent des Niveaus von 2019. Die Erholung des Marktes zeichnet sich mit dem Ende der Corona-Maßnahmen von Beginn des zweiten Quartals bis Ende des Jahres 2022 ab. Das Veranstaltungsvolumen erreicht in diesem Zeitraum wieder 66 Prozent des Niveaus vor der Pandemie.

Die Zahl der Teilnehmer*innen an Präsenzveranstaltungen beläuft sich auf 172 Millionen, zusammen mit den Vor-Ort-Teilnehmer*innen hybrider Veranstaltungen sind es sogar 184 Millionen. Das bedeutet einen Zuwachs der reinen Präsenzteilnehmer*innen von 246 Prozent (2021: 50 Mio). Zu den Präsenzteilnehmer*innen kamen im letzten Jahr weitere 28,5 Millionen Online-Teilnehmer*innen einer hybriden Veranstaltung (2021: 36,3 Mio) und weitere 53,4 Millionen reine Online-Teilnehmer*innen (2021: 327 Mio). Während die Zahl der Online-Teilnehmer*innen zurückging, erwiesen sich Präsenzveranstaltungen mit hybriden Elementen als die treibende Kraft auf dem Veranstaltungsmarkt. 2022 fanden in Deutschland über alle Formate – online, hybrid, analog – hinweg insgesamt 2,6 Millionen Veranstaltungen mit insgesamt 266,4 Millionen Teilnehmer*innen statt.

Gestärkte Rolle von Business Events als Plattformen zum Wissensaustausch

Beruflich motivierte Reisen nehmen im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich zu. Durch den Wegfall der Corona-Bestimmungen sind Kongresse, Tagungen und Seminare 2022 auch wieder deutlich größer geworden (bezogen auf die Teilnehmer*innenzahl) als im Vorjahr: es gab eine starke Verlagerung hin zu größeren Veranstaltungen ab 101 Teilnehmer*innen und einen entsprechend starken Rückgang bei den ganz kleinen Veranstaltungen (bis 50 Teilnehmer*innen).  Das Bedürfnis nach persönlichen Treffen ist deutlich gestiegen und relativiert das Verhältnis zu virtuellen und hybriden Veranstaltungen. „Business Events sind eines der wesentlichen Instrumente zur Lösung komplexer Sachverhalte. Menschen, die im beruflichen Kontext zusammenkommen, sorgen für Wissenstransfer, bilden Netzwerke und liefern so die Plattformen, auf denen Antworten für die großen Fragen unserer Zeit entwickelt werden. Insbesondere in einer Ära multipler, globaler Herausforderungen können sie die notwendigen Transformationsprozesse unterstützen und dem konstruktiven Dialog auf vielfältigen Ebenen und in variablen Formaten eine Bühne bieten”, so Matthias Schultze, Geschäftsführer des GCB German Convention Bureau e.V.

Die Zunahme beruflich motivierter Reisen spiegelt sich auch in den Zahlen internationaler Teilnehmer*innen wider. Ihr Anteil betrug im Jahr 2022 durchschnittlich 3,9 Prozent (2021: 2 Prozent). Damit entwickelt sich die internationale Nachfrage zwar verhaltener als der nationale Markt, aber ebenfalls deutlich positiv.

Nachhaltigkeit zunehmend im Fokus

Die Vor-Ort-Teilnehmer*innen von hybriden Formaten bilden gemeinsam mit den Teilnehmer*innen an reinen Präsenzformaten eine wachsende Gruppe von Menschen, die sich persönlich treffen will. Diese Zahlen verdeutlichen den Bedarf nach einem doppelten Fokus auf persönlicher Begegnung und virtueller Vernetzung, der insbesondere von den befragten Veranstaltern mit Blick auf die Marktentwicklung der nächsten Jahre bestätigt wird.

Vor allem im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit ist der sinnvolle Einsatz der Digitalisierung unumgänglich. In der aktuellen Befragung wird die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit grundsätzlich höher bewertet als bei der letzten Befragung. Rund ein Fünftel der Anbieterbetriebe ist bereits im gesamten Bereich der Lieferkette strategisch nachhaltig aufgestellt. Die große Mehrheit der befragten Anbieter kann verschiedene Teilbereiche nachhaltiger Bestrebungen erfüllen, während weniger als 10 Prozent der Befragten sich nicht aktiv mit dem Thema beschäftigen. Für Veranstalter hat nachhaltiges Eventmanagement mit durchschnittlich 7,1 eine Bedeutung im oberen Bereich.Differenziert nach unterschiedlichen Aspekten von Nachhaltigkeit bei Veranstaltungen liegt das Catering knapp vor der CO2-Kompensation und vor einem Zertifizierungssystem. Insgesamt beeinflusst Nachhaltigkeit zunehmend Unternehmensentscheidungen und damit die gesamte Veranstaltungsplanung.

Optimistische Zukunftsprognosen

Basierend auf den Umsätzen aus 2022 sind die Aussichten für das Jahr 2023 und 2024 überaus positiv. Sämtliche Anbieter bzw. Betriebsarten gehen für die nächsten beiden Jahre von einer positiven Umsatzentwicklung von rund 20 Prozent aus. Die Veranstalter bestätigen diesen positiven Ausblick: 81 Prozent gehen von einer guten bis sehr guten Buchungslage in den kommenden Monaten aus und rechnen mit einem Budgetwachstum von rund 20 Prozent bis 2023/24. Diese optimistischen Prognosen belegen, dass die Durchführung von Veranstaltungen trotz unterschiedlichster Herausforderungen wieder stark gefragt ist.

Veranstaltungsmarkt zunehmend resilient gegenüber multiplen Herausforderungen

Neben den positiven Aussichten stellen die Themen Energieversorgung, Inflation und Preissteigerung sowie Personalbedarf die größten Herausforderungen für die kommenden Jahre dar. Zu den meistgenannten Folgen der verschiedenen Herausforderungen zählen bei den Anbietern eine Veränderung der Gebäude-Bewirtschaftung und ein größerer Preisdruck durch die Kund*innen. Für die Veranstalter zählen vor allem die steigenden Kosten und Budgetkürzungen zu den herausforderndsten Folgen.

Zusätzlich ist der Personal- und Fachkräftebedarf im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Am stärksten macht sich der Personalbedarf in den Tagungshotels bemerkbar. Fast 70 Prozent von ihnen geben an, dass sie auf der Suche nach Personal sind, was sich auf die Belastung der bestehenden Mitarbeiter*innen auswirkt. Um dieser Situation entgegenzuwirken, wird vor allem auf Diversität in Teams gesetzt sowie auf die stärkere Förderung von Frauen. Darüber hinaus ist die Planung flexibler Arbeitszeitmodelle ein weiterer Schritt. „Die Auseinandersetzung mit Themen der Diversität und Gleichberechtigung sind wichtige Lösungsansätze für den Fachkräftebedarf und wirken als positive Wettbewerbsfaktoren für Unternehmen“, ist Ilona Jarabek, Präsidentin des EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. überzeugt.

Ausblick

Die Ergebnisse des Meeting-& EventBarometers 2022/23 zeigen: Die Strahlkraft von Veranstaltungen ist ungebrochen. Die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen – die den größten Anteil aller Teilnehmer*innen über alle Formate hinweg ausmacht – unterstreicht deren hohe Relevanz als Kommunikationsinstrument von Unternehmen und Organisationen. Dennoch sind auch die digitalen Formate weiterhin von großer Bedeutung und bilden auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Kommunikationsmix. Jenseits der physischen Reise erschafft die Digitalisierung enorme Möglichkeitsräume, Reichweiten von Veranstaltungen zu vergrößern und auch diejenigen zu inkludieren, die aus unterschiedlichen Gründen nicht vor Ort anwesend sein können oder wollen.

Insgesamt zeigt sich der deutsche Tagungs- und Kongressmarkt gegenüber den aktuellen multiplen Herausforderungen resilient und zukunftsfähig. Künftige Business Events werden vor allem durch kurzfristige Planungszyklen, einen höheren Einfluss von Nachhaltigkeitsaspekten sowie einen erhöhten Personalbedarf bestimmt. Diese Rahmenbedingungen erschaffen gleichzeitig einen enormen Möglichkeitsraum, um neue innovative Lösungen voranzutreiben, die nachhaltig und zukunftsfähig sind.

Quelle der Pressemeldung: https://www.gcb.de/de/medien/newsroom/#/pressreleases/veranstaltungsmarkt-in-deutschland-erholt-sich-schrittweise-chancen-durch-quantitatives-wachstum-und-qualitative-weiterentwicklung-ergebnisse-des-meeting-und-eventbarometers-2022-strich-23-3250360

Urheberangabe für das/die Foto(s) (Symbolfoto):

  • Mandy Hännes’chen: © Mandy Hännes'chen
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