Erste Studienergebnisse zu Sicherheit und Akzeptanz von hoch zugangsbeschränkten Open-Air-Festivals
Von Thomas Waetke 10. Februar 2022Wie hoch ist das Risiko, dass infizierte Gäste auf Open-Air-Musikfestivals mitfeiern? Was wissen die Gäste über bestehende Risiken und Schutzmaßnahmen? Akzeptieren sie diese Maßnahmen und richten sie ihr Verhalten danach?
Diesen Fragen sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Harding-Zentrums für Risikokompetenz und der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) im Modellprojekt “Die Tür im Freien” nachgegangen. Untersucht wurden an vier Wochenenden die Festivals „Nation of Gondwana“ und „Zurück zu den Wurzeln“. Ziel des Modellversuchs war die statistische Ermittlung eines verbleibenden, inzidenzabhängigen Infektionsrisikos sowie die Ermittlung von Wissen, Akzeptanz und Verhalten bezüglich kombinierter Schutzmaßnahmen unter den Besuchern von Open–Air–Musikfestivals mit bis zu 6.000 Teilnehmern mit Hilfe von Online-Studien. Hieraus soll nun abgeleitet werden, inwieweit im kommenden Sommer auch bei höherer Inzidenz Open-Air-Events mit geeigneter Teststrategie praktikabel durchführbar sind.
„Die Festivals wurden nicht als Infektionstreiber identifiziert“, sagt Dr. Felix Rebitschek vom Harding-Zentrum zu den nun vorliegenden Ergebnissen. In der Executive Summary heißt es: “Der Anteil der positiven PCR–Befunde beim Testen zum Ticketkauf lag weit unter 1%, lässt jedoch auf eine höhere altersspezifische Dunkelziffer von SARS–CoV–2–Infektionen im Sommer schließen. Geimpfte Personen, die nicht PCR-getestet werden, sind eine potenzielle Risikoquelle. Angezeigte Festival-Infektionsrisiken waren für die Besucher nicht höher als die Risiken für Mitglieder der Allgemeinbevölkerung. Personen mit einem Altersrisiko waren in der Regel nicht vertreten. Die berichteten Infektionsauswirkungen auf Haushaltsmitglieder waren nicht auffällig. Die statistisch geschätzte Wahrscheinlichkeit, dass ein Infizierter unter den evaluierten Testkonzepten und bei den vorliegenden Inzidenzen in eine Veranstaltung gelangt, ist nicht vernachlässigbar. Zugleich ist jedoch die geschätzte Wahrscheinlichkeit, dass dadurch andere Gäste infiziert werden, sehr klein.”
Die meisten Festivalbesucher hätten die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen richtig eingeschätzt, das Grundrisiko jedoch überschätzt, so Rebitschek. Das Schutzverhalten sei bis zur letzten „Schleuse“ ins Festivalgelände von etwa vier von fünf Personen konsequent ausgeübt worden. Insgesamt bewerteten die Festivalgäste die Test- und Sicherheitskonzepte sehr positiv.
Um kulturelle Veranstaltungen mit vielen Gästen zu ermöglichen, sind potenziell viele Einschränkungen erforderlich. Hygienekonzepte können die praktikable und ökonomische Durchführbarkeit von Veranstaltungen mit zahlenden Gästen erschweren. Im Modellprojekt wurden Veranstaltungskonzepte mit strengen Zugangsbeschränkungen in Form einer konsequenten Teststrategie („harte Tür“) und nachfolgenden geringen Einschränkungen während einer Veranstaltung untersucht.
„Die Unterstützung von Modellprojekten im Festivalbereich und deren wissenschaftlicher Begleitung war uns ein wichtiges Anliegen, um der durch Corona schwer getroffenen Veranstaltungsbranche weitere Perspektiven aufzeigen zu können. Die nun vorliegenden Studienergebnisse bieten uns und den Veranstaltern wichtige, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse und Entscheidungshilfen für die kommende Festivalsaison“, sagt Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach.
Der Forschungsbericht ist online zu finden unter: https://www.hardingcenter.de/de/kultur-trotz-corona. Es folgt eine wissenschaftliche Publikation, die vor Veröffentlichung einem Begutachtungsprozess unterzogen wird.
Quelle der Meldung: https://www.uni-potsdam.de/de/medieninformationen/detail/2022-01-17-die-tuer-im-freien-erste-studienergebnisse-zu-sicherheit-und-akzeptanz-von-open-air-festivals sowie https://www.hardingcenter.de/sites/default/files/2022-01/HC_MHB_Projektbericht_noch%20nicht%20peer-reviewed.pdf
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